Gründe für die Säuglingstaufe

Die Frage, ob Säuglinge getauft werden sollten, wird im Neuen Testament nicht ausdrücklich beantwortet. Trotzdem können wir das Thema soweit eingrenzen, dass eine klar umrissene Praxis erkennbar wird, und die sieht aus meiner Sicht eindeutig auch die Taufe von Säuglingen vor.

Probleme der Glaubenstäufer

Zunächst geht es um die Frage, was eigentlich die Alternative zur Kindertaufe ist.
Theologen, die die Kindertaufe ablehnen, bezeichnen sich oft als „Glaubenstäufer“. Sie blenden dabei aber mehrere Probleme aus:
Erstens gibt es Erwachsene, die sich auch ohne zu glauben taufen lassen, z.B. weil das in den Landeskirchen die Voraussetzung ist, um konfirmiert zu werden. Ich habe auch schon von Fällen gehört, in denen Menschen die christliche Taufe als Teil ihrer spirituellen Suche mitgenommen haben, ohne sich zu dem Zeitpunkt wirklich als Christen zu verstehen. Und daneben gibt es natürlich zahlreiche Zwischenformen, in denen aus einer spirituellen Reise eine ehrliche Neugier oder sogar ein aufrichtiges Interesse oder eine Sehnsucht nach Glauben wird. Vielleicht ist es auch ein sehr zaghafter Glaube wie bei dem Zöllner im Gleichnis vom Zöllner und Pharisäer, der es vielleicht noch gar nicht wagen würde, sich als Christ zu bezeichnen. Welche Taufen lassen Glaubenstäufer eigentlich überhaupt gelten? Und wenn sie die Taufe eines Nicht-Christen anerkennen, wieso dann nicht die Taufe eines Säuglings, denn der Glaube ist dann ja offenbar gerade keine Voraussetzung?

Das zweite Problem hängt direkt mit dem ersten zusammen: da wir den Glaube eines Menschen bestenfalls im Laufe der Zeit und dann auch erst auf dem Sterbebett beurteilen können, wird die Taufe nicht zum Eintritt in das Christentum sondern zu seinem Siegel der Bewährung. Und tatsächlich gab es Zeiten, in denen Christen ihre Taufe bis aufs Sterbebett aufgeschoben haben, was eindeutig der Praxis des Neuen Testamentes widerspricht.

Das dritte Problem hängt ebenfalls mit den bereits genannten zusammen: Ab welchem Alter kann man Menschen taufen? Wenn es um Bekenntnis und Leben geht, könnte schon ein dreijähriges Kind die Voraussetzungen erfüllen (in dem Alter werden übrigens in der Orthodoxe Kirche die meisten Kinder getauft). Die Praxis von Glaubenstäufern zeigt aber, dass sie Menschen selten jünger als mit 14 und dann oft nur mit Bauchschmerzen taufen. Damit nehmen sie aber den Glauben von Kindern, und ich rede hier bewusst nicht von Säuglingen sondern meine die gesamte Zeit, bis zur religiösen Mündigkeit, nicht ernst. Wie wollen sie diese Haltung dem zornigen Jesus gegenüber rechtfertigen, der seine Jünger davon abhalten wollte, aus der Kirche eine Erwachsenen-Kirche zu machen? Sagt er nicht ausdrücklich, dass „solchen“, und damit bezog er sich auf die anwesenden Kinder, das Reich Gottes gehört? (Mk 10,14) Genau dieser Text wird von Glaubenstäufern gerne als Argument genutzt, um Säuglinge zu segnen und dafür zu beten, dass sie irgendwann Christen werden. Die Aussage, dass solchen das Reich Gottes gehört, wird dabei meistens einfach gar nicht vorgelesen.

Negative Theologische Argumente

Eine Ablehnung der Kindertaufe lässt sich theologisch schwer im Kontext der Bibel unterbringen. Hier geht es also um den exegetischen Flurschaden, den ein Position an Stellen anrichten würde, die zunächst in keinem offensichtlichen Zusammenhang zu ihr stehen.
So treffen ganz zentrale Argumente gegen die Säuglingstaufe auch die Beschneidung, sie kollidieren also mit der bloßen Existenz der Beschneidung, ganz unabhängig davon, ob man die Taufe als Analogie zur Beschneidung betrachtet. Wer sich z.B. daran stört, dass die Taufe eine geistliche Bedeutung hat, die von Säuglingen nicht begriffen werden kann, muss zumindest anerkennen, dass man dasselbe auch von der Beschneidung sagen könnte, denn auch sie hat eine geistliche Bedeutung. Die Beschneidung wurde nämlich an Säuglingen durchgeführt, nützte aber laut Paulus eigentlich nichts, wenn der Mensch (später) nicht glaubt (Röm 2,25). Wenn er aber glaubt und gehorcht, nützt sie aber durchaus - sonst hätte Gott sie wohl auch kaum angeordnet. Warum sollte dieser Zusammenhang bei der Taufe auf einmal unmöglich sein? Wer nun einwendet, dass man im Alten Bund durch die äußere Zugehörigkeit gerettet wurde und im Neuen Bund durch den Glauben, muss erkennen, dass Paulus den Gedanken der Rettung durch den Glauben ja nicht gegen das Alte Testament aus sondern aus ihm heraus entwickelt.
Wer nämlich denkt, dass die Beschneidung ja neben der geistlichen Bedeutung auch eine ganz irdische hatte, nämlich die Aufnahme in das Volk Gottes, wird der Beschneidung ebenfalls nicht gerecht. Schon in der ersten Generation nach Abraham trennte sich die Spreu vom Weizen, weil eben nicht jeder, der beschnitten war, auch zu Israel gehörte. Dieselbe Erfahrung machte dann auch Isaak mit seinen Söhnen Esau und Jakob, und gerade dieser Fall ist interessant, weil Paulus ihn als Beispiel nutzt, um die Bedeutung der Erwählung im Gegensatz zur bloßen Abstammung herauszustellen (Röm 9).
Wir sehen also, dass die Beschneidung eine geistliche Bedeutung hatte und an sich keinen Nutzen hatte, sofern später nicht der Glaube hinzu kam. Den Zusammenhang mag man kompliziert, unintuitiv oder glasklar finden - die Tatsache der Beschneidung im Alten Bund zeigt, dass der Gedanke möglich ist. Alle Argumente, die das nicht berücksichtigen, müssen einen Denkfehler enthalten.

Ein weiteres negatives Argument ist gerade das Fehlen einer Debatte zur Kindertaufe im Neuen Testament.
Die ersten Christen waren Juden, für die selbstverständlich ihre Kinder zu ihrer Religion dazu gehörten. Und auch wenn sie an der Praxis der Beschneidung festhalten konnten (1. Kor 7,18), galt auch für sie, dass sie nur durch Glauben gerettet werden. Genau der Status, den die Kinder im Alten Testament hatten, blieb also im Neuen Testament unangetastet: sie gehörten grundsätzlich von Anfang an dazu, vorausgesetzt, dass der Glaube später hinzu kam.
Hätten die ersten Juden-Christen das Evangelium nun so verstanden, dass die Beschneidung auf einmal ihre Bedeutung verloren haben sollte, hätte sich die brennende Frage ergeben, welchen Status denn jetzt ihre Kinder haben. Dass die Frage ausblieb, ist daher ein sicheres Zeichen dafür, dass sie sich nicht gestellt hat, d.h. der Status der Kinder blieb für Juden-Christen trotz des Evangeliums unverändert!
Als dann auch Heiden-Christen dazu kamen, war der erste Impuls der jüdischen Apostel, auch die Heiden-Christen zu beschneiden, was dann zu der bekannten Debatte unter den Aposteln in Apostelgeschichte 15 führte. In dieser Debatte ging es nicht um die Frage, ob Kinder ihren Status verlieren oder ob Heiden überhaupt einen anderen Heilsstatus als Juden hätten oder ob die Bedingungen für das Heil sich für sie geändert hätten sondern nur um die Frage, ob dafür die Beschneidung erforderlich ist. Und die Antwort war bekanntlich: nein, müssen sie nicht, sie haben den vollgültigen Status auch ohne Beschneidung.
Hätte nun irgendein Heiden-Christ diese an sich gute Nachricht so verstanden, dass dann aber leider ihre Kinder ab sofort außen vor bleiben müssen, weil die Religion von einem äußerlichen Geschehen zu einem inneren transformiert wurde, wäre das auf einmal ein Nachteil, der den Menschen aufgefallen wäre und für Eltern ernsthafte seelsorgerliche Fragen nach sich gezogen hätte.
Diese Fragen tauchten auch nicht auf, als die ersten Christen samt ihren Familien und allen Sklaven getauft wurden. Glaubenstäufer gehen davon aus, dass dabei stillschweigend Kinder unterhalbe einer bestimmten aber leider nicht genannten Altersgrenze ausgenommen wurden. Würde wirklich jemand davon ausgehen, dass diese stillschweigende Altersgrenze in den Familien nicht zu Rückfragen und Klärungen in den Gemeinden geführt hätte? Angenommen, die Apostel haben alle Kinder gefragt, ob sie die Taufe empfangen möchten, also die einjährigen, zweijährigen, dreijährigen, und nur diejenigen getauft, die ihren Glauben bekennen konnten. Welches gebrabbelt „Ja“ hätten sie gelten lassen? Hat das zweijährige Kind in seinem kindlichen Eifer die Frage vielleicht doch noch nicht die Frage richtig verstanden? Haben die Sklaven alles verstanden, und wer hat überhaupt alles richtig verstanden? Und wie geht es jetzt mit dem zweijährigen Kind weiter? Kommen die Apostel in einem Jahr noch mal? Und in welchem Heils-Status ist dieses Kind bis dahin?
Man sieht also, dass die Situation der Haustaufen aus Täufer-Sicht immer unangenehmer wird, je konkreter man sie sich vorstellt.
Es könnte natürlich sein, dass die Taufe einfach als nicht besonders relevant betrachtet wurde und es daher schlicht egal war, wer wann wie oft getauft wurde. Dagegen spricht aber, dass wir im Neuen Testament eine sehr enge Aufeinanderfolge von Bekehrung und Taufe finden - sofern möglich noch am selben Tag!
Jesus selbst nennt Glaube und Taufe als Voraussetzung für die Rettung, wiederholt dann aber im zweiten Satz, der negativ formuliert ist, nur die Bedeutung des Glaubens.

Markus 16,16 "Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig werden; wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden.“

Ich verstehe diesen Text daher so, dass Jesus die Taufe von jedem Glaubenden eigentlich zwingend erwartet, aber wenn sie ohne dessen Verschulden nicht vollzogen werden kann, steht deswegen nicht das Heil in Gefahr. Dazu passt auch, dass Jesus dem Schächer am Kreuz das Paradies verheißen konnte, obwohl offenkundig keine Möglichkeit mehr für eine Taufe bestand.

Ein seelsorgerisches Argument finden wir bei Paulus. Er versucht den Glauben der Gemeinde in Kolossen 2,11 durch das Geschehen in der Taufe zu stärken. Interessant ist dabei, dass er das Absterben direkt mit der Taufe in Verbindung bringt. Ginge es nur um den Glauben, der aktuell bei den Kolossern vorhanden ist, hätte er sich nicht auf einen Ritus beziehen müssen, der schon lange zurück liegt. Es wäre ohnehin nicht möglich, die Heilsgewissheit an dem Glauben festzumachen, weil man den Glauben nicht an sich selbst befestigen kann, d.h. man müsste der Gemeinde sagen, dass ihr Glaube eine feste Realität ist, weil sie glaubt oder zumindest früher mal ihren Glauben bekannt hat. Einen Grund zur Gewissheit gibt es nur, wenn wir auf Gottes Wirkung verweisen können, also entweder, indem wir seine ursprünglichen Wirkung des Glaubens betonen oder eben sein Heilswirken durch die Taufe. Der Trost, den Paulus hier bringt, ist aber nur verständlich, wenn er sich dabei auf ein Geschehen außerhalb der menschlichen Entscheidung bezieht. Dann und nur dann kann der Gedanke an die Taufe zu einem entscheidenden Trost für den schwachen Glauben sein.

Auf die inhaltliche Bedeutung der Taufe werde ich im nächsten Abschnitt noch näher eingehen, man kann aber an dieser Stelle sagen, dass die Taufe für Jesus und die Apostel offenbar wichtig war. Es ist daher nicht erstaunlich, wenn Paulus sie zu den Kernelementen des Christentums zählt: „Ein Herr, ein Glaube, eine Taufe“ (Eph 4,5)

Bis hierhin kann man also sagen, dass die Ablehnung der Kindertaufe sich also nur schwer in einem biblischen Kontext als stillschweigende Praxis gedanklich einbetten lässt. Man kann aber darüber hinaus auch positive Argumente für die Kindertaufe finden.


Positive theologische Argumente

Die positiven Argumente für die Praxis der Kindertaufe setzen zunächst bei den Gründen für die Beschneidung im Alten Testament an.

Die Einsetzung der Beschneidung ist Bestandteil des Bundesschlusses zwischen Gott und Abraham und wird in 1. Mose 17 beschrieben:

„5 Und nicht mehr soll dein Name Abram heißen, sondern Abraham soll dein Name sein! Denn zum Vater einer Menge von Nationen habe ich dich gemacht. 6 Und ich werde dich sehr, sehr fruchtbar machen, und ich werde dich zu Nationen machen, und Könige werden aus dir hervorgehen.
7 Und ich werde meinen Bund aufrichten zwischen mir und dir und deinen Nachkommen nach dir durch ⟨alle⟩ ihre Generationen zu einem ewigen Bund, um dir Gott zu sein und deinen Nachkommen nach dir. 8 Und ich werde dir und deinen Nachkommen nach dir das Land deiner Fremdlingschaft geben, das ganze Land Kanaan, zum ewigen Besitz, und ich werde ihnen Gott sein. 9 Und Gott sprach zu Abraham: Und du, du sollst meinen Bund halten, du und deine Nachkommen nach dir, durch ihre Generationen! 10 Dies ist mein Bund, den ihr halten sollt, zwischen mir und euch und deinen Nachkommen nach dir: Alles, was männlich ist, soll bei euch beschnitten werden; 11 und zwar sollt ihr am Fleisch eurer Vorhaut beschnitten werden!
Das wird das Zeichen des Bundes sein zwischen mir und euch. 12 Im Alter von acht Tagen soll alles, was männlich ist, bei euch beschnitten werden, durch eure Generationen, der im Haus geborene und der von irgendeinem Fremden für Geld gekaufte ⟨Sklave⟩, der nicht von deiner Nachkommenschaft ist; 13 beschnitten werden muss, der in deinem Haus geborene und der für dein Geld gekaufte ⟨Sklave⟩! Und mein Bund an eurem Fleisch soll ein ewiger Bund sein.“



Gott verspricht Abraham nicht, dass alle seine Nachkommen zum Volk Gottes gehören - eine Erkenntnis, die Abraham ja schmerzhaft an seinem Sohn Ismael gewinnen musste.
Er verspricht ihm auch nicht, dass alle Nachfahren gerettet werden sondern nur, dass es eine unendliche Generationenfolge bis in die Ewigkeit gibt und Gott mit einer Linie aus Abraham sein Reich hier auf der Erde baut. Es gab also ab diesem Tag die Verheißung einer irdischen Volksgemeinschaft, die von Satan niemals besiegt werden würde. Und die Beschneidung war ihr Zeichen. Was bedeutete das für den Beschnittenen? Weder er noch seine Eltern konnten aufgrund der Beschneidung auf sein Heil schließen. Welchen Nutzen hatten er oder seine Eltern dann von der Beschneidung? Die Zugehörigkeit zum Volk Gottes war ganz offensichtlich nicht automatisch mit der Beschneidung gegeben. Weder positiv noch negativ: Abraham war gläubig, bevor er beschnitten war (Röm 4) und Ismael war es nicht trotz Beschneidung. Die Frage nach dem Nutzen der Beschneidung im Alten Bund stellt sich daher durchaus.

Soweit ich sehe, gibt es nur zwei Antworten: Entweder gibt es im Säugling einen Glauben, der durch die Taufe gestärkt wird, oder der Nutzen besteht gerade in dem Vorauslaufen der Beschneidung vor dem Glauben - oder beides.
Dass es im Säugling schon ein Wirken des Heiligen Geistes geben kann, sehen wir an mehreren Stellen:
David betet „Meine Urform sahen deine Augen!“ (Ps 139,16), was er offenbar nicht nur als ein Beobachten sondern Behüten versteht.
Trotzdem bleibt dieses Wirken Gottes am ungeborenen Kind für die Eltern in der Regel unsichtbar, wenn man von Ausnahmen wie Elisabeth absieht (Lk 1,41), es kann also keine Voraussetzung zur Beschneidung gewesen sein.
Soweit ich sehe, besteht der Nutzen der Beschneidung daher vor allem in dem Wissen, in diesen Bund Gottes hineingeboren zu sein und sich dort von klein auf zu Hause und zugehörig fühlen zu dürfen. Dass dieses Herkunfts-Selbstbewusstsein oft an die Stelle von Glauben getreten ist, mag diesen Gedanken verunglimpft haben, aber es hat im Zusammenspiel mit dem Glauben eine sehr tröstliche Seite, die Gott ja offenbar im Blick hatte, wenn er sein Heil mit Abrahams Nachkommen verband. Die Glaubenszuversicht sollte sich auch aus dem Wissen um seine Verheißungen gegenüber den Nachfahren Abrahams speisen. Und gerade für sie wurde dieser Text ja aufgeschrieben, nicht für Abraham, der ja ohnehin alles selbst mitbekommen hat. Die Nachfahren durften wissen, dass Gott sein Volk niemals verstoßen wird, ganz gleich, wie viele von ihnen den Bund verlassen würden. Wer glaubte, wusste sich immer bei Gott willkommen.

Die Beschneidung war daher nicht nur ein Zeichen für die generationenübergreifende Verheißung Gottes sondern auch für sein Wirken am einzelnen. Ein Israelit, der im Glauben aufgewachsen ist, durfte mit David beten: „Meine Urform sahen deine Augen!“ Und das war offenbar ein schönes und tröstliches Wissen.
Die Beschneidung enthielt für den Einzelnen aber darüber hinaus auch eine Verheißung, die über das fleischliche Leben hinaus geht. Die kleine Verletzung am Körper erinnerte die männlichen Israeliten daran, dass ihr Leben Gott gehörte, und dass er ihnen etwas geben würde, wofür sie ihr irdisches Leben aufgeben müssten. Die Beschneidung war damit auch ein Zeichen des Absterbens des alten Lebens und der Unterordnung unter Gott.
Dazu passt auch die Aufforderung, die sich Israel später von Mose anhören musste:

5. Mose 10,16 „So beschneidet denn die Vorhaut eures Herzens und verhärtet euren Nacken nicht mehr!

Genau diese Bedeutung hat im Neuen Testament aber auch die Taufe.

Kol 2,11 „In ihm seid ihr auch beschnitten worden mit einer Beschneidung, die nicht mit Händen geschehen ist, ⟨sondern⟩ im Ausziehen des fleischlichen Leibes, in der Beschneidung des Christus, 12 mit ihm begraben in der Taufe, in ihm auch mit auferweckt durch den Glauben an die wirksame Kraft Gottes, der ihn aus den Toten auferweckt hat.“

Die Beschneidung ist im Neuen Testament nicht ausgesetzt sondern durch die unsichtbare Beschneidung des Herzens (wie sie schon Mose gefordert hatte) ersetzt worden. Die Bedeutung ist aber geblieben: es geht um eine Ausziehen des Fleisches und ein neues Leben durch den Glauben.

Die Beschneidung war also einerseits das äußere Zeichen für Gottes Gründung eines Gottesvolkes, das nie zu Ende gehen würde. Sie enthielt darin für den Einzelnen die Zusage, dass der Beschnittene sich selbstverständlich als Teil dieser Heilsgeschichte ansehen und sich über das Geburtsrecht der Gnade freuen durfte. Sie enthielt aber auch einen recht konkreten Hinweis darauf, wie dieses Heil aussehen würde, nämlich über das Absterben des alten Fleisches und die Unterordnung unter Gottes Willen.

Genau diese Bedeutung hat auch die Taufe, denn die eben zitierte Stelle aus Kol 2 nennt den Zusammenhang ja ausdrücklich. Wem das nicht genügt, der kann sich aber andere Stellen ansehen, aus denen deutlich wird, dass die Taufe ein Bild für das Absterben ist:
Röm 6,3 „Oder wisst ihr nicht, dass alle, die wir auf Christus Jesus getauft sind, die sind in seinen Tod getauft? 4 So sind wir ja mit ihm begraben durch die Taufe in den Tod, auf dass, wie Christus auferweckt ist von den Toten durch die Herrlichkeit des Vaters, so auch wir in einem neuen Leben wandeln.“

Wer den Prozess des Absterbens und des neuen Lebens nur an den Glauben knüpft, wird dem Text nicht gerecht oder wird die Formulierung wenigstens anstrengend finden. Wenn der Glaube allein zum Absterben und Auferstehen führt, warum erwähnen Paulus und Petrus dann überhaupt die Taufe? Kann es sein, dass mit der Kindertaufe auch das Bewusstsein dafür verloren gegangen ist, wie wertvoll dieses Sakrament für den Gläubigen ist? Wie könnte Paulus sonst die Gemeinde damit ermutigen, indem er sie an das Geschehen in ihrer Taufe erinnert? Ein Glaubenstäufer müsste folgerichtig umformulieren und schreiben, „ihr seid im Glauben oder in eurem Ja für Jesus mit ihm gestorben und auferstanden“ o.ä. Es ist aber ausdrücklich die Taufe, die hier als zentrales Moment genannt wird.
Daher kann man durchaus sagen, dass die Taufe ein völliges Absterben des Menschen nicht nur bedeutet sondern bewirkt.

Die Taufe ist aber nicht nur ein individueller Akt der Erlösung sondern gliedert den Menschen in den Leib Christi ein. Auch diese Seite hat sie mit der Beschneidung gemeinsam. In Eph 4,5 wird die Taufe als zentrales Merkmal des Christentums neben dem Glauben genannt. Paulus ermahnt an dieser Stelle die Gemeinde, das integral verbindende Moment der Gemeinde zu sehen, und sich nicht durch die Vielfalt der Gaben irritieren zu lassen. Und die Taufe gehört für ihn dazu, was auch die Frage beantwortet, ob die Taufe ggf. als irrelevant betrachtet wurde. Durch die Taufe werden wir in die Gemeinde als den Leib Christi integriert, womit wir zu dem zweiten Bedeutungselement der Beschneidung kommen, der Volkszugehörigkeit, denn durch die Taufe werden wir Teil des Gottesvolkes und Kinder Abrahams.

Gal 3, 29 „Wenn ihr aber Christus angehört, so seid ihr damit ja Abrahams Nachkommenschaft, Erben gemäß der Verheißung.“
 
Daher gilt auch die Verheißung, die Gott Abrahams Nachkommen gab, der Gemeinde. Jesus verheißt Petrus Mt 16,18: „Du bist Petrus, und auf diesem Felsen werde ich meine Gemeinde bauen, und des Hades Pforten werden sie nicht überwältigen.“ Genau das hatte Gott letztlich auch Abraham verheißen.

Wer sich an dem Gedanken stößt, die Gemeinde als Teil des Gottesvolkes zu sehen, übersieht daher nicht nur, wie der alttestamentliche Bund überhaupt zustande kam - nämlich durch Glauben - sondern auch, dass er ja bereits die Nationen umfasste! Mit der Namensänderung von Abram in Abraham wollte Gott ja gerade zeigen, dass der Bund viele Völker einschloss. Nur deswegen kann Paulus ja schreiben, dass wir als Heidenchristen „Erben gemäß der Verheißung“ sind. Welche Verheißung meinte er denn, wenn nicht die des alten Bundes?

Gott hat in dieser großen Vision aber nur ein viel älteres Motiv ins Bewusstsein der Menschen gehoben, dass er der Gott aller Menschen sein wollte, ganz ohne Standesunterschiede und Nationalitäten.

Schon Adam und Eva wird eine Schöpfung anvertraut, in der sie sich vermehren dürfen bis eine Zeit eintritt, in der die Menschheit zur ewigen Ruhe Gottes kommen würde. Diese Verheißung steckt in dem Ruhetag, der im Hebräerbrief als Ankündigung der Ruhe Gottes gedeutet wird (Hebr. 4,3). Das Evangelium tritt hier noch als Hauch auf, galt aber der ganzen Menschheit.
Nach dem Sündenfall wird ihnen ein Nachkomme verheißen, der der Schlange den Kopf zertritt und auch diese Verheißung galt der ganzen Menschheit.

Der Bund zwischen Gott und Noah war eigentlich ein Bund zwischen Gott und der ganzen Schöpfung, die durch die Flut hindurch gerettet wurde. Das Bundeszeichen war der Regenbogen, der die Menschheit daran erinnern sollte, dass Gott nie wieder eine Flut schicken würde um die gesamte Menschheit auszulöschen. Was macht dieses Versprechen eigentlich zu einem Happy End der Noah-Geschichte? Gott versprach nicht, dass die Menschen nicht sterben würden. Die gute Nachricht war doch offenbar, dass die Generationenfolge bis zu einer ewigen und endgültigen Rettung der Menschheit und überhaupt der gesamten Schöpfung bestehen würde.
Petrus kann daher die Rettung der Menschen in der Arche als „Vorbild“ der Taufe bezeichnen (1. Petr. 3,20f).


Wir können also sagen, dass Taufe und Beschneidung dieselbe Bedeutung haben: ein Ablegen des Fleisches als Zeichen der Unterordnung unter Gottes Willen. Wir können aber auch sagen, dass die Verheißung, auf die sich die Beschneidung gründete, im Wesentlichen von Gott schon vorher der gesamten Menschheit gegeben waren.
Wenn wir ein Kind in den Bund mit Gott aufnehmen, müssen wir uns daher nicht auf den Vergleich mit dem Abraham-Bund beschränken sondern knüpfen bei den viel älteren Verheißungen an, nämlich denen, auf die sich auch die Beschneidung bezog und die Gottes generationsübergreifenden Heilswillen verkünden, der von Anfang bis zum Ende der Zeiten gilt.


Mögliche Einwände gegen die Kindertaufe

Ein Einwand, den man häufiger liest, bezieht sich auf die Praxis der Taufe durch Untertauchen, die so an Säuglingen ja gar nicht vollzogen worden sein könne. Dazu lässt sich sagen, dass die ältesten Darstellungen einer Taufe weder ein Untertauchen noch ein Besprengen zeigen, vielmehr schien der Täufling (übrigens gibt es eine Darstellung mit einem kleinen Kind von 3 oder 4 Jahren) im Wasser zu stehen und übergossen zu werden, eine Praxis, die so übrigens auch in der Orthodoxen Kirche bei kleinen Kindern angewendet wird. Da die genaue Form der Taufe aber im Neuen Testament nicht festgelegt wird, erscheint es mir etwas bemüht, daraus eine feste Regel abzuleiten.

Ein weiterer Einwand bezieht sich auf 1. Petr, 3,21 „Das Abbild ⟨davon⟩ errettet jetzt auch euch, ⟨das ist⟩ die Taufe – nicht ein Ablegen der Unreinheit des Fleisches [gemeint ist die äußerliche Reinigung, J.W.], sondern die Bitte an Gott um ein gutes Gewissen – durch die Auferstehung Jesu Christi.“
Der Täufling müsse gemäß dieser Stelle, so der Einwand, in der Lage sein, sich Sorgen um sein Gewissen zu machen.
Der Einwand greift aber nicht, denn erstens geht es hier nicht um die Voraussetzungen zur Taufe sondern das Ergebnis - eben das gute Gewissen.
Zweitens wird von der Bitte um ein gutes Gewissen gesprochen, ohne zu sagen, wer hier für wen bittet. Der Wortlaut lässt also zu, dass entweder die Eltern oder Taufpaten für das Kind beten oder der Täufling selbst.

Glaubenstäufer empfinden aber vor allem einen gravierenden Einschnitt zwischen Altem und Neuem Testament und betonen daher auch die Unvergleichlichkeit der Heilsaneignung, der Bedeutung des Volkes Gottes und der Sakramente. Und tatsächlich wird ja der Neue Bund als, nun ja, eben neu und überlegen beschrieben. Was soll man also zu den Unterschieden zwischen dem Abrahamsbund und dem Neuen Bund sagen? Immerhin glauben wir ja nicht, dass wir oder unsere Nachkommen eines Tages das Land Kanaan hier auf der Erde besiedeln werden.

Tatsächlich gibt es auch im Neuen Testament noch eine Unterscheidung zwischen Juden-Christen und Heiden-Christen, und es ist durchaus denkbar, dass nur die leiblichen Nachfahren Abrahams auch den konkret zugewiesenen Landstrich der Levante besiedeln werden. Es ist aber auch möglich, dass die verheißene Landnahme sich in dieser Welt in irdischer Form nicht mehr verwirklicht und die Landnahme sich auf das himmlische Erbe bezieht, sowie ja Paulus seine Hoffnung von dem irdischen Jerusalem vollständig auf das himmlische Jerusalem übertragen hat, und dabei offenbar keinen Moment daran zweifelt, dass die Verheißung sich damit in einer viel herrlicheren Form verwirklicht als Menschen sich das erträumt hätten.
Wir können die Entscheidung aber offen lassen, denn der entscheidende Gedanke eines Gottesvolkes, dass in Ewigkeit besteht, übersteigt den Gedanken der Landnahme um Längen und gilt auf jeden Fall auch für Heiden-Christen.

Dabei ist es aber wichtig nicht aus dem Auge zu verlieren, dass wir im Neuen Testament als vollgültige Erben Abrahams betrachtet werden, ganz unabhängig davon, wem die Verheißung der Landnahme in welcher Form gelten.

Hosea 2, 25 Und ich will sie mir im Lande fest einpflanzen und der ›Ungeliebten‹ Liebe erweisen und will zum ›Nicht-mein-Volk‹ sagen: ›Mein Volk bist du!‹, und dieses wird rufen: ›Mein Gott (bist du)!‹«
Diese Formulierung von „Nicht-mein-Volk“ bezieht Paulus in Röm 9 eindeutig auf die Heidenchristen, die damit schon im Alten Testament als Teil des Bundesvolkes erwartet wurden.
Römer 10, 12 Denn hier gibt es keinen Unterschied zwischen dem Juden und dem Griechen (1,16): sie alle haben ja einen und denselben Herrn, ihn, der sich reich erweist an allen, die ihn anrufen;
13 denn »jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird gerettet werden« (Joel 3,5).

Die Öffnung des Heils für alle Nationen wurde also immer wieder ausdrücklich angekündigt wurde.

Der wichtigste Einwand gegen die Kindertaufe bezieht sich aber immer auf die Vorstellung, dass der alte Bund äußerlich war und der neue ein innerlicher Bund ist, was schwer mit der Vorstellung vereinbar zu sein scheint, dass ein rein äußerlicher Vorgang wie die Taufe einen geistliche Nutzen haben soll. Also während die äußere Beschneidung einem Menschen im alten Bund die Mitgliedschaft des Volkes Gottes garantiert hat, komme es im Neuen Bund auf die Haltung des Herzens an.
Wenn man sich die Stellen genauer ansieht, ist es aber etwas komplizierter. Offensichtlich gab es auch im Alten Bund viele Menschen, die trotz Beschneidung nicht zum Volk Gottes gehörten, weil zur Beschneidung die Erwähung Gottes kommen musste (Röm 9). Es ist zwar richtig, dass der neue Bund in Jeremia 31,31 sich dadurch auszeichnet, dass das Gesetz den Menschen ins Herz geschrieben wird, aber eben diese Ankündigung zeigt auch, dass Gott selbst den alten Bund damit nur als vorübergehend ansah und es ihm auch im Alten Bund eigentlich auch immer um das Herz ging. Das Doppelgebot der Liebe steht bekanntlich im Alten Testament ebenso wie das Gebot, nicht zu begehren.

Die äußeren Mittel spielten im alten Bund zwar eine wichtige Rolle, hatten aber nur das Ziel, das Innere der Menschen in die Zucht zu nehmen. Sie hatten also keinen magischen Nutzen. Paulus spricht in Gal 3,24 von dem Gesetz als „Zuchtmeister“ oder „Erzieher“, sie waren gerade nicht als Ersatz für innerer Prozesse gedacht und wurden dort, wo sie es zu werden drohten, scharf kritisiert.
Die Tempelkritik in Jer 7 zeigt, dass die äußere Religionspraxis gerade nicht als Endziel und Selbstzweck angesehen wurde.
Trotzdem darf man die alttestamentlichen Bräuche nicht als sinnlos abtun, denn sie tauchen im Neuen Testament alle in einer geistlich neuen Lesart wieder auf: es gibt lebendige Opfer, einen lebendigen Tempel, die Beschneidung des Herzens usw (die ja wie schon gezeigt eigentlich auch im alten Bund erwartet wurde: 5. Mose 10,16; 30,6 Jer 4,4 und Röm 2,29 wobei Paulus hier einfach einen altestamentlichen Gedanken aufgreift. Auch der Alte Bund hatte letztlich das neue Herz des Menschen im Blick auch wenn er stärker und teilweise drastische äußere Mittel nutzte).
Der neue Bund bringt mit seinem Wirken am inneren Menschen also keinen neuen Gedanken sondern verwirklicht den geistlichen Anspruch des alten Bundes auf eine neue Weise. Das starke Betonen der inneren Neugeburt des Menschen hat aber die Bedeutung äußerer Vollzüge tatsächlich in ihrer Bedeutung stark herabgesetzt, weshalb Paulus ja immer vor einer Überschätzung von äußeren Riten warnt.
Gleichzeitig gibt es aber noch äußere Heilsmittel wie die Sakramenten, die Gemeinde und das Gebet. Wir müssen daher sehr vorsichtig sein, ihre Bedeutung richtig zu beurteilen und uns vor Aberglauben ebenso hüten wie vor Gleichgültigkeit. Alle genannten Heilsmittel sind geistlich wichtig aber nicht auf eine magische Weise heilsnotwendig.
Im Hinblick auf die Taufe kann man zwar begründen, dass ein unverschuldeter Aufschub nicht das Heil gefährdet (wie beim Schächer am Kreuz), aber ein mutwilliges Verschleppen der Taufe nicht zu rechtfertigen ist (Mk 16,16).
Was man aber sicher ausschließen kann, ist die Vorstellung, dass die gute Nachricht nur für Erwachsene gilt, weil Kinder an den geistigen inneren Prozessen ja noch nicht teilhaben können. Das hat Jesus z.B. in Mk 10 überdeutlich gemacht. Wenn man aber sagt, dass ein Kind glaubt und der Heilige Geist auch in ihm eine Neugeburt bewirken kann, wie kann man ihm dann die Taufe verweigern, die doch nur das Abbild dieses inneren Geschehens ist? Wie kann man sagen, dass ein Kind vollgültiges Glied der Kirche ist und es willkommen aufnehmen, wenn man ihm die Taufe verweigert? Die Taufe hat eine Bedeutung und auch das Aufschieben bzw. das Verweigern der Taufe hat eine Bedeutung, die das Kind mit Sicherheit versteht. Kinder merken sehr wohl, wenn Kirche nur etwas für Erwachsene ist. So wie wir mit der Taufe einen Menschen in die Gemeinschaft der Heiligen aufnehmen, so verweigern wir einem Menschen eben diese Aufnahme, wenn wir ihn nicht taufen wollen. Die Botschaft ist in beide Richtungen eindeutig.


Fazit

Die Ablehnung der Kindertaufe wirft schwere seelsorgerliche Fragen für Eltern auf und widerspricht fast in allen Punkten direkt der Bibel. Positiv kann sie indirekt über Gottes Heilszusage für die Menschheit und die Bedeutung der Sakramente begründet werden, wird aber im Neuen Testament nicht als verpflichtende Praxis genannt.


Gedanken zur Praxis

Leider ist die Frage nach der Kindertaufe nach wie vor ein Trennungsgrund zwischen Kirchen, die sich sonst theologisch eigentlich sehr nahe stehen. Daher stellt sich immer wieder die Frage, ob man beide Positionen nicht doch innerhalb einer Kirche vereinbaren kann.
Dazu ein paar Gedanken:

Im Neuen Testament ist das Gewissen des Einzelnen wichtig und es gehört zu unserer christlichen Pflicht, das Gewissen eines anderen Christen nicht mutwillig zu verletzen. Daher halte ich es für wichtiger, Pastoren nicht zu einer Taufpraxis zu zwingen, die sie mit ihrem Gewissen nicht mittragen können, als die Einheit einer Kirche. Daher müssen Kirchen aus meiner Sicht nicht zwingend jede Position zur Tauffrage auch selbst praktizieren, sollten aber ein möglichst weites Spektrum dulden. Eine Kirche, in der die Kindertaufe praktiziert wird, sollte ihren Mitgliedern also die Möglichkeit offenhalten, sich in anderen Kirchen erneut zu taufen, wenn sie ihre Kindertaufe nicht anerkennen können. Umgekehrt sollte eine Gemeinde, die die Erwachsenentaufe praktiziert, Christen als Mitglieder aufnehmen, die ihre Kindertaufe anerkennen.
Ich glaube, dass so einerseits die Wertschätzung und Bedeutung der Taufe erhalten bleibt und andererseits das Gewissen der Einzelnen nicht durch einen äußeren Ritus belastet wird.

Dabei gibt es aber einige Grenzen: Es muss in jedem Fall sichergestellt werden, dass der Glaube von Kindern ernst genommen wird. Außerdem sollte eine Taufe so früh wie möglich durchgeführt werden, und darf nicht zur religiösen Reifeprüfung werden.

Durchführen sollte man eine Taufe aber immer nur dann, wenn dem Täufling oder den Eltern bewusst ist, dass zur Taufe der Glaube hinzu kommen muss. Daher würde ich nur Kinder taufen, wenn die Eltern über ihre Pflichten als geistliche Erzieher hingewiesen wurden. Dadurch wird die Taufe nicht mehr oder weniger wirksam, auf diese Weise soll nur ein abergläubisches Verständnis vermieden werden. Anerkennen würde ich aber jede Taufe auf den dreieinigen Gott, weil ich glaube, dass alle Menschen in den Noah-Bund gehören und jeder Mensch sich daher bei Gott willkommen fühlen und daher auch seine Taufe jederzeit als gültig anerkennen darf. Sie ist nicht abhängig von seinem damaligen Verständnis, dem Verständnis seiner Eltern oder dem Pastor sondern offenbar ein Teil seiner Geschichte, die Gott mit ihm begonnen hat.

Zum Schluss möchte ich Eltern, die sich dafür entscheiden, ihre Kinder taufen zu lassen noch einen Rat mitgeben, der es ihren Kindern später leichter macht, ihre Taufe auch als Erwachsene anzuerkennen, denn das Problem ist ja, dass sie an die Taufe keine Erinnerung haben. Natürlich sind Fotos hier hilfreich. Seit einiger Zeit feiern wir aber auch bewusst die Tauftage unserer Kinder. Wir zünden ihre Taufkerze an, die sie bei der Taufe erhalten hatten, es gibt kleine Geschenke und wir beten für sie - und freuen uns darüber, was Gott in ihrem Leben getan hat, seit er angefangen hat, an ihnen zu wirken. Von Anfang an.